Digitalisierung der Luftfahrt mittels RFID: Ist Covid-19 ein Sprungbrett für Fortschritte?
In Folge der pandemiebedingten Lage fand eine starke Digitalisierungswelle in deutschen Unternehmen statt. Studien des Fraunhofer Instituts belegen, dass Führungskräfte heute mehr denn je auf Digitalisierung setzen. Auch die Flugfahrt kann davon profitieren: Digitalisierung der Luftfahrt.
Die Corona-Pandemie begleitet uns nun schon seit einiger Zeit. Neben persönlichen Einschränkungen zieht Covid-19 auch innerbetriebliche Folgen mit sich – so ist unter anderem die Tourismusbranche von Kurzarbeit, Home-Office und gesunkenem Auftragsvolumen betroffen. Von Zuhause zu arbeiten ist sicherer und führt nicht zur Verletzung der Mindestabstände, die auch und gerade im Büro und in Gebäuden eingehalten werden sollten.
Digitalisierung kann unter anderem durch das Internet der Dinge mit all seinen Facetten erfolgen. Für die Digitalisierung der Luftfahrt bietet RFID beispielsweise viele Vorteile. RFID, eine transponderbasierte Lösung, ist eine Technologie, die zum Internet of Things zählt. Es sorgt in der Luftfahrt für verbesserte Prozesse und geringere Fehlerquoten. Auch kann es beim smarten Check-In helfen.
“Die Corona-Krise wirkt gegenwärtig wie ein Katalysator der betrieblichen digitalen Transformation.”
Fraunhofer IAO, 2020
Inhaltsverzeichnis
Digitalisierung der Luftfahrt: Warum gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für Fortschritte ist
Ein Blick auf auf Zahlen und Statistiken zeigt die Auswirkungen von Covid-19: Die Personaldichte in deutschen Unternehmen hat aufgrund weitreichender Folgen der Corona-Pandemie deutlich abgenommen. So stieg die Arbeitslosenquote im November 2020 laut statistischem Bundesamt um mehr als 20% im Vergleich zum Vorjahr. Es wird eine branchenübergreifende Entwicklung des BIP von -5,5% im Vergleich zum Vorjahr erwartet. In der Transport- und Logistikbranche wird sogar eine Entwicklung von bis zu -8,6% erwartet.
Wo vorher gleich drei oder vier Mitarbeiter am Ende des Cross-Belt-Sorters standen und sortierten, stehen heute maximal zwei Personen. Die Auslastung der Mitarbeiter ist somit ebenfalls rasant gestiegen. Dieser Zustand kann nicht als dauerhafte Lösung gesehen werden und bedarf einer Anpassung an die gegenwärtige Situation.
Gleiches gilt für den Check-In-Prozess im Terminal am Flughafen. Das Bewusstsein der Passagiere befindet sich im Wandel und wird sich zukünftig weiter verändern. Eine flächendeckende Lösung für einen schnellen und kontaktlosen Prozess ist, langfristig betrachtet, unabdingbar.
Wo RFID bei der Digitalisierung der Luftfahrt helfen kann
Was bedeutet eigentlich RFID?
RFID ist das Akronym für Radio-Frequency-IDentification. Dabei handelt es sich um Mikrochips, die teilweise nur 0,4mm² klein sind. Diese Chips können als mobiler Datenträger mit drahtloser Anbindung an ein Datenverarbeitungssystem betrachtet werden. RFID-Chips dienen der automatischen Identifizierung von Personen und Objekten, die sich innerhalb der Reichweite eines Lesegeräts befinden. Diese Technologie findet bereits Einsatz im Handel als Diebstahlsicherung, in der Personalverwaltung zur Arbeitszeitmessung und in Mitarbeiterausweisen als Zugangskontrolle.
Eine große deutsche Fluggesellschaft erprobt bereits den RFID-Einsatz als Ergänzung zum Check-In-Prozess. Wo kann RFID nun konkrete Vorteile im Check-In-Prozess aufweisen? Allgemein sollen an dieser Stelle drei Vorteilen unterschieden werden:
- Die Prozesseffizienz profitiert bei fachgerechter Umsetzung enorm. Die Kapazität und Durchlaufzeit verbessern sich naturgemäß. Menschliche Grenzen, etwa der zirkadianer Rhythmus, bestehen nur noch minimal bei optimaler Automatisierung.
- Check-In-Mitarbeiter, die nun frei von der automatisierten Tätigkeit sind, können sich Aufgaben widmen, die nicht ohne Weiteres automatisiert werden können. Bei Problemen, die im smarten Check-In auftreten können, kann der Mitarbeiter etwa als Supporter dienen.
- Ein weiterer Vorteil liegt in der geringeren Fehlerquote. Prozesse werden standardisiert und weisen typischerweise keine prozessbedingten Fehler auf. Etwaige technische Fehler können dann remote vom IT-Support behandelt werden.
Auch nach dem Check-In-Prozess kann RFID profitabel eingesetzt werden. So ergeben sich folgende Vorteile, wenn die Gepäckförderanlage RFID-gestützt läuft:
- Track-and-Trace ist eine weitere vorteilhafte Funktion des RFID-Einsatzes. Anders als bei Barcodes. So können verloren gegangene Gepäckstücke schneller und kostengünstiger aufgespürt werden. Auch bei Transfer-Passagieren, die ihren Anschlussflug nicht pünktlich erreichen, kann RFID nützlich sein. So können die Container etwa einzeln gescannt werden, um den Inhalt zu erfassen. Das Gepäckstück kann schneller gefunden und ausgeladen werden.
- RFID-Chips erfordern anders als Barcodes kein Sichtkontakt zur Identifizierung. Folglich sind teure Sechs-Seiten-Scanner nicht weiter nötig. Das Problem nicht identifizierbarer Gepäckstücke reduziert sich auf ein Minimum. Nichtsdestotrotz ist die Verwendung eines redundanten Barcodes weiterhin empfehlenswert, damit bei Ausfällen eines Systems das jeweils andere System genutzt werden kann.
In Zahlen ausgedrückt werden die Vorteile noch konkreter: Laut der IATA können jährlich ca. drei Milliarden US-Dollar durch Automatisierung der Gepäckabfertigung eingespart werden. Dabei handelt es sich vor allem um Personal- und Folgefehlerkosten des Gepäckbeförderungsprozesses. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass fünf bis zehn Prozent mehr Gewinne in der Abfertigung erwirtschaftet werden können. Anders ausgedrückt kann eine mittelgroße Flughafengesellschaft eine Million Euro und mehr an direkten Kosten einsparen. Der wichtigere und wahrscheinlich schwerer gewichtete Faktor sind indirekte Kosten. So kann die Bearbeitungszeit eines zu entladenen Gepäckstücks wie oben erwähnt erheblich reduziert werden. Bei über 250.000 verspäteten Flügen im Jahr 2018, allein in Deutschland, ist ein großes Einsparpotenzial erkennbar.
Nachhaltigkeit durch die Digitalisierung der Luftfahrt
Durch die genannten Ansätze zur Digitalisierung der Luftfahrt ist ein Unternehmen nicht nur ökonomisch nachhaltig, indem nach dem break-even der Investitionskosten ein höherer Gewinn zu niedrigeren Kosten realisiert werden kann. Auch der ökologische Fußabdruck kann verbessert werden, da Einrichtungen remote verwaltet werden können und der IT-Support nicht erst herausfahren muss. Dann werden Verspätungen vermieden. So kann der Verkehrsfluss optimiert und Warteschleifen vermieden werden. Mit jeder eingesparten Flugminute kann der CO2-Ausstoß um 250 kg bis 2.000 kg reduziert werden. Zum Vergleich: Bei einem Jahr Autofahren mit einem Mittelklassewagen kommt man auf 2.000 kg CO2.
Und schließlich profitiert auch die soziale Nachhaltigkeit. Wie bereits erwähnt, kann sich das Personal nun auf komplexere Aufgaben konzentrieren, die nicht so einfach digitalisiert werden können. Die Motivation der Mitarbeiter steigt. Motivierte Mitarbeiter erbringen naturgemäß bessere Leistungen. Sie können sich besser mit dem Unternehmen identifizieren. In Folge dieser Konsequenzen steigt die Reputation des Unternehmens enorm an.
Fazit
Pandemiebedingt sind viele Unternehmen dazu gezwungen, ihre Tätigkeit auf Distanz umzustellen. Gerade jetzt, wo die Luftfahrtindustrie nicht ausgelastet ist, besteht die Möglichkeit, praktische Erprobungen durchzuführen ohne den allgemeinen Betriebsfluss in großem Maße aufzuhalten. Es ist schlicht erkennbar, dass durch die Digitalisierung der Luftfahrt – beispielsweise mittels RFID – eine Resistenz gegenüber einigen Umwelteinflüssen aufgebaut werden kann. Mitarbeiter können sich heute dank automatisierter Prozesse anderen Aufgaben widmen und ihr volles Potenzial ausschöpfen.
Die Akzeptanz und vor allem die Einsicht, dass die Vorteile überwiegen, sind auch in unserer Gesellschaft angekommen. Es liegt an der aktuellen Führungsgeneration, einen Meilenstein im digitalen Arbeiten zu legen, um auch in Zukunft die Früchte ernten zu können.
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