Logistik neu denken in Zeiten der Digitalisierung: Dr. Katrin Held im Interview
Der Einsatz neuer Technologien in der Logistik wird in Zukunft zum Alltagsgeschรคft gehรถren – da ist sich Dr. Katrin Held sicher. Als Head of Business & Program Development beim Digital Hub Logistics in Hamburg bringt sie Logistikunternehmen und Startups zusammen.
Dass viele Unternehmen heute noch ein Silodenken haben, sei fรผr sie ein groรer Blocker: โWir brauchen einfach mehr Elon Musks in der Logistik, die sich von dem โWir machen das schon immer soโ-Motto verabschieden und die Logistik neu denken.โ
Im Interview spricht Katrin mit uns รผber Silodenken, Digitalisierungsthemen in der Logistik und den Einsatz neuer Technologien, um Supply Chains zu verbessern.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist der Digital Hub Logistics Hamburg?
- Was macht euer Digital Hub und was sind deine Aufgaben?
- Warum denkst Du, ist es so wichtig, Unternehmen und Startups zusammenzubringen?
- Welche Digitalisierungsthemen sind bei Unternehmen in der Logistik-Branche aktuell gefragt bzw. besonders wichtig?
- Wo wird IoT bereits erfolgreich eingesetzt?
- Wie vernetzt wird die Logistik Deiner Meinung nach in 5 Jahren sein? Was sind mรถgliche Treiber oder Blocker?
Was ist der Digital Hub Logistics Hamburg?
Katrin: Der Digital Hub Logistics Hamburg ist einer von 12 Digital Hubs aus der bundesweiten de:hub Initiative, die 2017 vom Bundesministerium fรผr Wirtschaft und Energie initiiert wurde. Die Initiative soll die Digitalisierung bei Konzernen, dem Mittelstand und in der Grรผnderszene in Deutschland weiter voranbringen.
Dabei konzentrieren wir uns in Hamburg selbstverstรคndlich auf die Logistikbranche. Schlieรlich ist Hamburg durch seinen Hafen, seine Stadtstruktur und die zahlreichen angesiedelten Logistikunternehmen ein besonderer logistischer Dreh- und Angelpunkt in Deutschland.
Was macht euer Digital Hub und was sind deine Aufgaben?
Katrin: Was wir genau machen? Ganz simpel gesagt: Wir verbinden Menschen aus der Logistik und vereinen Unternehmen, Startups, Investoren, Forschung und Bildung an einem Ort. Entsprechend bieten wir einen neutralen Raum, bei dem man sich รผber logistische und digitale Herausforderungen austauschen und gemeinsam statt alleine neue Ideen und Projekte fliegen lassen kann.
Ich selbst kรผmmere mich darum, etablierte Logistikunternehmen mit den richtigen Startups zusammenzubringen, damit es nicht nur bei einem Austausch zwischen den beiden Parteien bleibt, sondern sich beide auch trauen, in einem Projekt zusammenzuarbeiten oder gar neue Ideen gemeinsam zu entwickeln.
Warum denkst Du, ist es so wichtig, Unternehmen und Startups zusammenzubringen?
Katrin: Weil die Zeit einfach mehr als bereit dafรผr ist! Immer noch bauen Unternehmen intern ihre eigenen Labs auf, die natรผrlich auch erfolgreich sein kรถnnen. Doch ohne einen Blick raus aus dem Unternehmen und ohne die Zusammenarbeit mit Andersdenkern, technologischen Experten und jungen Startups fรผhrt dieses Silodenken irgendwann meist doch in eine Sackgasse.
Dabei geht es aber nicht darum, sich bei hippen Veranstaltungen von einer Anzahl von Startups inspirieren und motivieren zu lassen. Von dieser Startup-Safari halten wir im Hub nicht viel. Es geht vielmehr darum, das Unternehmen dabei zu unterstรผtzen, genau zu definieren, in welcher Form sie bei welchem spezifischen Logistik- oder Digitalisierungsproblem mit einem Startup zusammenarbeiten mรถchten.
Je genauer man selbst die unternehmensinternen Prozesse und Herausforderungen verstanden hat und je detaillierter man den eigenen Ressourceneinsatz und das eigene Commitment kommunizieren kann, desto eher machen erste Gesprรคche und mรถgliche Projekte mit Startups auch einen Sinn.
Kurz gesagt: Menschen sind Herdentiere. Warum also nicht auch gemeinsam Ideen und Innovationen generieren?
Wir brauchen einfach mehr Elon Musks in der Logistik, die sich von dem โWir machen das schon immer soโ-Motto verabschieden und die Logistik neu denken.
Dr. Katrin Held
Welche Digitalisierungsthemen sind bei Unternehmen in der Logistik-Branche aktuell gefragt bzw. besonders wichtig?
Katrin: Wie in jeder Branche findet man auch in der Logistik einen bunten Blumenstrauร an Digitalisierungsthemen. Dabei spielen vor allen Dingen Geschรคftsmodell-Modifikationen mit einer sinnvollen Datenanalyse eine besondere Rolle. Gerade digitale Plattformen sind hier mehr denn je gefragt, um jegliche Prozesse und Datenstrรถme zu verstehen, zu analysieren und sinnvoller zu nutzen.
Was dabei in der Logistikbranche immer im Fokus bleibt, ist ganz klar die Effizienzsteigerung von Logistikprozessen, am Besten so kostengรผnstig wie mรถglich.
Besonders in diesem Jahr merkt man aber auch in der Logistik ein Umdenken, denn Unternehmen suchen gezielt nach Digitalisierungswerkzeugen fรผr Nachhaltigkeitsthemen. Sei es, um durch ein besseres Tracking den CO2-Austausch ihrer LKW Flotte zu minimieren, mit Algorithmen die Ladekapazitรคten von LKWs besser auszulasten, um so Leerfahrten von LKWs zu meiden oder das Handling zahlreicher Frachtpapiere und der damit verbundenen Papierverschwendung mit Hilfe der Digitalisierung zu minimieren.
Wo wird IoT bereits erfolgreich eingesetzt?
Katrin: Es kommt ganz drauf an, was man unter IoT versteht. Wenn man unter IoT die Vernetzung von Dingen mittels Sensorik und weiteren Hardware-Technologien versteht, dann ist IoT in Teilen der Logistik, beispielsweise bei vollautomatisierten Lagerhausprozessen, bereits erfolgreich etabliert. In weiten Teilen der Logistik ist die technologische Durchdringung von Prozessen und Produkten jedoch erst stรผckweise realisiert.
Wie vernetzt wird die Logistik Deiner Meinung nach in 5 Jahren sein? Was sind mรถgliche Treiber oder Blocker?
Katrin: Ich bin davon รผberzeugt, dass durch den Einsatz neuer Technologien die Supply Chains in den kommenden Jahren sehr viel besser zusammenrรผcken werden. Geht es gerade noch fรผr jeden Einzelnen darum, die unternehmensinternen Pain Points mehr zu verstehen, mit den gesammelten Daten auch etwas anzufangen und mit neuen Technologien in Berรผhrung zu kommen, wird dies in 5 Jahren immer mehr zum Alltagsgeschรคft gehรถren und Logistikunternehmen sehr viel offener und transparenter mit Kunden, Dienstleistern und anderen Logistikparteien kommunizieren.
Das wird die Logistik positiv antreiben, hoffentlich auch bei der Paketzustellung auf der letzten Meile. Es wรคre toll, wenn demnรคchst nicht jeder einzelne Anbieter seine Route durch die Stรคdte fรคhrt, sondern die Paketzustellung effizienter und kundenorientierter stattfindet. Das wรคre dann tatsรคchlich eine sinnstiftende Vernetzung, auch unter Konkurrenten.
Was Blocker sind? Eindeutig etablierte Unternehmen, die nicht mit dem richtigen Mut und wahrem Commitment an Digitalisierungsthemen herangehen. Wir brauchen einfach mehr Elon Musks in der Logistik, die sich von dem โWir machen das schon immer soโ-Motto verabschieden und die Logistik neu denken.
Wir helfen euch bei der Digitalisierung eurer Logistik-Prozesse gerne weiter – vom Asset Tracking รผber verschiedene Sensoren bis hin zur Computer Vision: