Rapid Prototyping, die dreidimensionale Revolution aus dem Drucker
Auf den ersten Blick sieht es aus wie Zauberei: Vasen, Schmuck, Spielzeug oder Prothesen, die fast aus dem Nichts heraus in kurzer Zeit real werden. Mit Magie aber hat Rapid Prototyping weniger zu tun, als mit einem weiteren revolutionรคren Schritt in unserer modernen Welt: 3D-Drucker sind in der Lage, dreidimensionale Objekte umzusetzen. Der Druck erfolgt dabei schichtweise, die grundsรคtzliche Funktion รคhnelt der des guten alten Tintenstrahldruckers. Die entsprechende Dรผse des 3D-Druckers aber gibt anstatt Tinte einen verflรผssigten Kunststoff schichtweise auf eine absinkende Trรคgerplatte ab. Die erste Generation von 3D-Druckern besaร bloร eine Dรผse. Sie arbeitete mit Stรผtzstrukturen, neuere Gerรคte dagegen geben in der Regel zwei Stoffe aus zwei unterschiedlichen Dรผsen ab. Aus der einen wird der Kunststoff, Keramik oder ein anderes Material versprรผht, die andere gibt ein unterstรผtzendes Wachs oder Gel ab. Der Aufbau der Form und die Maรe werden dabei vom Computer gesteuert. Keine Hexerei also, sondern moderne Technik.
Inhaltsverzeichnis
Rapid Protytyping fรผr die schnelle Herstellung von Anschauungsmodellen
3D-Drucker werden seit einigen Jahren bereits erfolgreich in der Industrie und der Forschung eingesetzt. Viele Hersteller nutzen diese Technologien zum Beispiel, um Entwicklungszeiten zu senken und ihre Produkte schneller, kostengรผnstiger auf den Markt zu bringen. Schlieรlich wurde in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Prozessen entwickelt, die den Einsatz verschiedener Materialien von Kunststoffen bis hin zu Metallen fรผr die Produktentwicklung ermรถglichen.
Der grรถรte Vorteil dieser Art des Rapid Protoytping aber war es von Anfang an und ist es wohl bis heute, dass schnell und preiswert exakte Modelle hergestellt werden kรถnnen. Designer oder auch Architekten profitieren etwa davon, wenn sie ihre Konstruktionen auf diese Weise kรถrperlich werden lassen. Zu den Bereichen, in denen Rapid Prototyping durch den 3D-Druck am hรคufigsten eingesetzt wird, gehรถren daher auch der Modellbau, Architektur, Maschinenbau, Automobilbau sowie Bauverfahren und die Arbeit in Wissenschaftlichen Laboratorien. Die schnelle Herstellung von Anschauungsmodellen findet aber auch immer hรคufiger Anwendungen im Heim- und Unterhaltungsbereich sowie in der Kunst. Dazu aber spรคter mehr.
Die Geschichte des 3D-Druckers
Mรถglich gemacht hat das Rapid Prototyping der amerikanische Erfinder und Ingenieur Charles W. Hull (* 12. Mai 1939). Hull arbeitete bei einem Unternehmen, das UV-Licht benutzte, um dรผnne Platten aus Plastikfurnieren auf Tischplatten, Mรถbel und Papierprodukte aufzutragen. Er erkannte, dass dreidimensionale Objekte in fast jeder erdenklichen Form zu bilden wรคren, wenn man Tausende von diesen Laminatschichten รผbereinander รผberlagert. In den frรผhen 1980er Jahren begann er schlieรlich damit, den langwierigen Prozess der Schaffung von kleinen Kunststoff-Teilen fรผr das Prototyping in der Prรผfung neuer Produkt-Designs zu verbessern.
Nur ein Jahr nachdem er das erste Modell seines 3D-Druckers entwickelt hatte, beantragte Hull ein Patent fรผr seine Erfindung: eine Maschine, die eine Produktion innerhalb von Minuten ausfรผhren kรถnnte, was normalerweise mehrere Wochen des Formens und des Gusses dauern wรผrde. Der 3D-Druck erblickte auf diese Weise das Licht der Welt. Den Kinderschuhen entwachsen aber ist er erst durch das Prinzip des Lasersintern, das 1987 von Dr. Charles Deckard von der Universitรคt in Texas publiziert wurde. Dabei handelt es sich um ein lasergestรผtzte Verfahren, ein generatives Schichtbauverfahren, welches das grรถรte Potenzial im Rapid Prototyping bietet. Dabei kรถnnen dreidimensionale Objekte durch Laserstrahlen aus einem Kunststoffpulver heraus erzeugt werden.
Vom Rapid Prototyping zum Additive Manufactoring
In den vergangenen Jahren sind die Anwendungen weit รผber das bloรe Herstellen von Modellen hinausgewachsen. Der 3D-Druck wurde dank immer besserer Materialien und belastbarer Endprodukte fรผr breitere Produktionen entdeckt. Man spricht dabei dann auch nicht mehr vom Rapid Prototyping, sondern von einem generativen Fertigungsverfahren oder auch Additive Manufacturing. Vor allem in der Medizin ist diese Verfahrensweise sehr beliebt. So werden beispielswese individuell angepasste Gehรคuse fรผr Hรถrgerรคte inzwischen fast ausschlieรlich auf diese Weise gefertigt. Auch Zahnersatz, Implantate oder auch Hรผftgelenk-Schalen lassen sich dank Additive Manufactoring einfach herstellen, denn je komplexer das Bauteil und je kleiner die Stรผckzahl, desto eher rechnet sich eine derartige Produktion.
Neben der Medizin wird 3D-Druck zur Serienfertigung auch bei der Luft- und Raumfahrtindustrie, in der Verpackungsindustrie oder dem Bioprinting eingesetzt. BMW verwendet gar einen 3D-Drucker, der mit Acryl druckt und mit einem wasserlรถslichen Gel gestรผtzt wird. Die Schichtdicke liegt bei lediglich 16 Mikrometern, was klein genug ist, um bewegliche Teile direkt in einem Durchgang auszudrucken. BMW fertigt damit zum Beispiel einen funktionstรผchtiger Englรคnder.
Rapid Protytyping โ Fรผr alle, denen Tรถpfern zu langweilig ist
Die revolutionรคre Technik des 3D-Druckers ist รผber die Jahre hinweg immer erschwinglicher geworden. Ein eigener 3D Drucker fรผr Bastler ist inzwischen faszinierende Realitรคt geworden. In der Heimanwendung ermรถglichen 3D-Drucker die Herstellung von einfachen Spielzeugen, Schmuck oder Dekogegenstรคnden. Die Preisspanne geht von knapp 400 Euro bis hin zu 4.500 Euro. Man sollte aber wie bei anderen technischen Gerรคten auch nicht knauserig sein, wenn man sich per Mausklick Haushaltsgegenstรคnde oder Ersatzteile bauen mรถchte. Am Ende soll die Nutzung ja Grund zur Freude bieten. Die vielen Mรถglichkeiten wollen bestmรถglich ausgeschรถpft werden. So bieten immer mehr Dienstleister den Ausdruck von 3D-Datensรคtzen an. Dabei reicht die Range von einfachen Gebrauchsobjekten bis hin zu ganzen Robotern. Wir berichteten ja bereits รผber Bob, den ersten Open-Source Roboter aus Dรผsseldorf โฆ
Auch in der Kunst findet der 3D-Drucker seinen Platz. Der britische Kรผnstler Jonty Hurwitz erschuf mit 3D-Druck zum Beispiel die kleinsten Skulpturen der Welt. 2015 erhielt Hurwitz fรผr die kleinste Darstellung eines menschlichen Kรถrpers sogar einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. Die Skulptur ist gerade mal 100 Mikrometer groร โ per Hand also unmรถglich herzustellen. Der Kรผnstler lieร sein Fotomodell dafรผr zunรคchst scannen, um die Daten anschlieรend am Karlsruher Institut fรผr Technologie (KIT) per Multiphotonen-Lithografie ausdrucken zu lassen. Dabei hรคrteten je zwei Photonen winzige Stellen in einem Kunstharz aus, um die Skulptur zu erschaffen. Eine Skulptur, die fรผr das bloรe Auge nicht erkennbar ist. Sie musste daher von Rasterelektronenmikroskop fotografiert werden, um รผberhaupt gesehen und bewundert zu werden. Das Glรผck war dann auch leider von kurzer Dauer: ein Techniker berรผhrte den Objekttrรคger und zerstรถrte diese und auch die anderen von Hurwitz erdachten Skulpturen. Dies nur am Rande.
Ob Kunst oder Haushalt, Forschung oder Raumfahrt, die 3D-Drucktechnik gehรถrt sicher zu den vielen technischen Revolutionen, die unseren Alltag nicht nur erleichtern kรถnnen, sondern auch spannend und kreativ gestalten.
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